Die starke Affinität, die die Komponisten des 20. Jahrhunderts mit Hölderlin und seiner Dichtung fühlten, führte zu der weltweit bemerkenswerten musikalischen Rezeption des Dichters, die in diesem Band durch verschiedene Beiträge exemplarisch vorgestellt wird. Die Gründe dieser Wahlverwandtschaft wurden einerseits auf die Anziehungskraft, die das tragische Schicksal des wahnsinnigen Dichters auf die Musik ausübte, andererseits auf die musikalischen Prinzipien zurückgeführt, auf denen Hölderlin sein Werk und seine Poetik gründete. Um die ‚Musikalität‘ seiner Dichtung zu zeigen, untersuchte die Forschung bis heute Begriffe wie ‚Gesang‘, ‚Harmonie‘, ‚Sänger‘, ‚Wechsel der Töne‘; weniger Beachtung wurde einem musikalischen Gegenbegriff geschenkt, den der Dichter im Hyperion-Roman sowie in den Homburger Aufsätzen verwendet, um die Spannungen, den Schmerz, die Zäsuren, die Zerrissenheit zu bestimmen, die dem Leben und der Seele des Menschen, der Welt sowie auch jedem Gedicht als Voraussetzung sind: die Dissonanz. Gerade die Dissonanzen, die Hölderlins Weltanschauung, Poetik und Dichtung und nicht zuletzt auch die in der Wirkungsgeschichte entstandene ‚Figur‘ des wahnsinnigen Dichters charakterisieren, scheinen im Zentrum des Interesses der Komponisten und der Dichter in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zu stehen. Im Aufsatz werden die Bedeutung und die Relevanz der Dissonanz bei Hölderlin im Kontext seiner Lektüren und Quellen und in der Ästhetik des 18. Jahrhunderts untersucht. Wenn die Forschung bis heute den Akzent auf ihre Auflösung setzte, wird im Folgenden versucht, sich auf die Dissonanz und ihren Wert für sich, nicht nur in ihrer Auflösung, zu konzentrieren.
Hölderlin und die Ästhetik der Dissonanz
Polledri, Elena
2019-01-01
Abstract
Die starke Affinität, die die Komponisten des 20. Jahrhunderts mit Hölderlin und seiner Dichtung fühlten, führte zu der weltweit bemerkenswerten musikalischen Rezeption des Dichters, die in diesem Band durch verschiedene Beiträge exemplarisch vorgestellt wird. Die Gründe dieser Wahlverwandtschaft wurden einerseits auf die Anziehungskraft, die das tragische Schicksal des wahnsinnigen Dichters auf die Musik ausübte, andererseits auf die musikalischen Prinzipien zurückgeführt, auf denen Hölderlin sein Werk und seine Poetik gründete. Um die ‚Musikalität‘ seiner Dichtung zu zeigen, untersuchte die Forschung bis heute Begriffe wie ‚Gesang‘, ‚Harmonie‘, ‚Sänger‘, ‚Wechsel der Töne‘; weniger Beachtung wurde einem musikalischen Gegenbegriff geschenkt, den der Dichter im Hyperion-Roman sowie in den Homburger Aufsätzen verwendet, um die Spannungen, den Schmerz, die Zäsuren, die Zerrissenheit zu bestimmen, die dem Leben und der Seele des Menschen, der Welt sowie auch jedem Gedicht als Voraussetzung sind: die Dissonanz. Gerade die Dissonanzen, die Hölderlins Weltanschauung, Poetik und Dichtung und nicht zuletzt auch die in der Wirkungsgeschichte entstandene ‚Figur‘ des wahnsinnigen Dichters charakterisieren, scheinen im Zentrum des Interesses der Komponisten und der Dichter in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zu stehen. Im Aufsatz werden die Bedeutung und die Relevanz der Dissonanz bei Hölderlin im Kontext seiner Lektüren und Quellen und in der Ästhetik des 18. Jahrhunderts untersucht. Wenn die Forschung bis heute den Akzent auf ihre Auflösung setzte, wird im Folgenden versucht, sich auf die Dissonanz und ihren Wert für sich, nicht nur in ihrer Auflösung, zu konzentrieren.File | Dimensione | Formato | |
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