Goethes fragmentarische Übersetzung des 12. Gesangs aus der Hölle nach Karl Streckfuß wurde meistens als Ausdruck einer gelegentlichen Beschäftigung mit Dante betrachtet und selten mit dem produktiven Einsatz der Terzine des Dichters in Verbindung gebracht. Im Aufsatz wird nach einer Rekonstruktion von Goethes Aneignung Dantes durch die in seiner Bibliothek vorhandenen Ausgaben und den Kontakt zu den Dante-Vermittlern in Weimar seine Beschäftigung mit Dantes Terzinen im Jahr 1826 durch die Lektüre der Terzinenübersetzung von Karl Streckfuß behandelt; analysiert werden seine fragmentarische metrische Übersetzung aus dem 12. Gesang und die produktive Aneignung der Terzinenform in Schillers Gedicht "Im ersten Beinhaus war’s" und im Eingangsmonolog zu "Faust II". Dadurch Gezeigt wird, dass Goethes Übersetzung das Spiegelbild der deutschen Dante-Rezeption seiner Epoche ist, in der gerade die Übersetzungen eine zentrale Rolle spielten, und dass der Dichter die Commedia und die "terza rima" jeweils als Werk und Form eines «sinnlich-bildlich bedeutend wirkende[n] Genius» bzw. eines Giotto der Dichtkunst betrachtete; gerade die Bildlichkeit und die ikonische Darstellung der Kontraste erscheinen Goethe als die Haupteigenschaften der Commedia, die er sowohl in seiner Übersetzung als auch in der Verfassung eigener Terzinen hervorheben möchte. Die Anschaulichkeit und Antithetik von Goethes Terzinen erweisen sich als das produktive und kreative Ergebnis der fremden Aneignung des italienischen Dichters in der Übersetzungsarbeit.

Der „Kreis’ in Kreisen“: Goethes bildliche Terzinenübersetzung von Dantes Hölle und die Metamorphose der „terza rima“

Elena Polledri
2023-01-01

Abstract

Goethes fragmentarische Übersetzung des 12. Gesangs aus der Hölle nach Karl Streckfuß wurde meistens als Ausdruck einer gelegentlichen Beschäftigung mit Dante betrachtet und selten mit dem produktiven Einsatz der Terzine des Dichters in Verbindung gebracht. Im Aufsatz wird nach einer Rekonstruktion von Goethes Aneignung Dantes durch die in seiner Bibliothek vorhandenen Ausgaben und den Kontakt zu den Dante-Vermittlern in Weimar seine Beschäftigung mit Dantes Terzinen im Jahr 1826 durch die Lektüre der Terzinenübersetzung von Karl Streckfuß behandelt; analysiert werden seine fragmentarische metrische Übersetzung aus dem 12. Gesang und die produktive Aneignung der Terzinenform in Schillers Gedicht "Im ersten Beinhaus war’s" und im Eingangsmonolog zu "Faust II". Dadurch Gezeigt wird, dass Goethes Übersetzung das Spiegelbild der deutschen Dante-Rezeption seiner Epoche ist, in der gerade die Übersetzungen eine zentrale Rolle spielten, und dass der Dichter die Commedia und die "terza rima" jeweils als Werk und Form eines «sinnlich-bildlich bedeutend wirkende[n] Genius» bzw. eines Giotto der Dichtkunst betrachtete; gerade die Bildlichkeit und die ikonische Darstellung der Kontraste erscheinen Goethe als die Haupteigenschaften der Commedia, die er sowohl in seiner Übersetzung als auch in der Verfassung eigener Terzinen hervorheben möchte. Die Anschaulichkeit und Antithetik von Goethes Terzinen erweisen sich als das produktive und kreative Ergebnis der fremden Aneignung des italienischen Dichters in der Übersetzungsarbeit.
2023
978-88-95868-63-9
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