Nach der Verfälschung und Instrumentalisierung der nationalistischen Propaganda näherte sich die Forschung mit großer Vorsicht den Ideen von Volk, Nation und Vaterland in Hölderlins Werk. Während die Untersuchungen über die Beziehung zwischen dem Fremden und dem Eigenen aus einer kulturhistorischen und geschichtsphilosophischen Perspektive einer langen und etablierten Tradition folgen, die vor allem auf die Interpretation des ersten Böhlendorff-Briefs zurückzuführen ist, wurde das Verhältnis zwischen Patriotismus und Weltbürgertum bis heute kaum untersucht, obwohl der Kosmopolitismus im Laufe des 18. Jahrhundert ein zentrales und aktuelles Thema war, das in engem Zusammenhang sowohl zum aufklärerischen Universalismus und zur Menschheitsidee als auch zu der Vaterlandsliebe und zu dem Nationaldiskurs stand; damit beschäftigten sich intensiv verschiedene Autoren, die Hölderlin gut bekannt waren, darunter Kant, Herder, Rousseau, Schiller. Im Artikel wird zuerst die Bedeutung des Weltbürgertums im 18. Jahrhundert skizziert, um sich dann auf die einzige Textstelle in Hölderlins Werk (im Brief an den Bruder vom 1. Januar 1799) zu konzentrieren, in dem der Dichter explizit von Kosmopolitismus spricht und die Beziehung zwischen dem Weltbürgertum und dem Vaterlandsgefühl bestimmt. Im dritten Teil wird dann die lyrische Umsetzung der im Brief gezeichneten Dialektik zwischen Vaterlandsliebe und der Liebe für das Menschengeschlecht, dem Heimatgefühl und dem Universalismus in den sogenannten ‚vaterländischen Gesängen‘ Die Wanderung, Germanien und Andenken vorgestellt.

Patriotismus und Kosmopolitismus bei Hölderlin

Elena Polledri
2021-01-01

Abstract

Nach der Verfälschung und Instrumentalisierung der nationalistischen Propaganda näherte sich die Forschung mit großer Vorsicht den Ideen von Volk, Nation und Vaterland in Hölderlins Werk. Während die Untersuchungen über die Beziehung zwischen dem Fremden und dem Eigenen aus einer kulturhistorischen und geschichtsphilosophischen Perspektive einer langen und etablierten Tradition folgen, die vor allem auf die Interpretation des ersten Böhlendorff-Briefs zurückzuführen ist, wurde das Verhältnis zwischen Patriotismus und Weltbürgertum bis heute kaum untersucht, obwohl der Kosmopolitismus im Laufe des 18. Jahrhundert ein zentrales und aktuelles Thema war, das in engem Zusammenhang sowohl zum aufklärerischen Universalismus und zur Menschheitsidee als auch zu der Vaterlandsliebe und zu dem Nationaldiskurs stand; damit beschäftigten sich intensiv verschiedene Autoren, die Hölderlin gut bekannt waren, darunter Kant, Herder, Rousseau, Schiller. Im Artikel wird zuerst die Bedeutung des Weltbürgertums im 18. Jahrhundert skizziert, um sich dann auf die einzige Textstelle in Hölderlins Werk (im Brief an den Bruder vom 1. Januar 1799) zu konzentrieren, in dem der Dichter explizit von Kosmopolitismus spricht und die Beziehung zwischen dem Weltbürgertum und dem Vaterlandsgefühl bestimmt. Im dritten Teil wird dann die lyrische Umsetzung der im Brief gezeichneten Dialektik zwischen Vaterlandsliebe und der Liebe für das Menschengeschlecht, dem Heimatgefühl und dem Universalismus in den sogenannten ‚vaterländischen Gesängen‘ Die Wanderung, Germanien und Andenken vorgestellt.
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