Die Tätigkeit Rilkes als Übersetzer aus dem Italienischen begann schon Ende des 19. Jahrhunderts. Neben Dante und Lorenzo de’ Medici übersetzt er auch zeitgenössische Dichter und Dichterinnen wie Lorenzo Stecchetti und Ada Negri. Die Auswahl scheint weniger durch einen etablierten Kanon als vielmehr durch die Wahlverwandtschaft bestimmt zu sein. Er übersetzt, was er seinem Herzen und seiner Poetik nah fühlt; Übersetzung und Dichtung stammen für ihn aus demselben Strom. Die "Wahlverwandtschaft" scheint auch für die Übertragungen aus dem Italienischen zu gelten, die durch den Duineser Aufenthalt 1911-1912 veranlasst wurden. Darunter sind Autoren und Autorinnen, die sehr unterschiedlich sind; Rilkes origineller Kanon der italienischen Literatur umfasst nämlich das Trecento (Jacopone da Todi, Petrarca, Cino da Pistoia), das Cinquecento (die Renaissance, Michelangelo, Torquato Tasso) neben dem Ottocento (Leopardi) und den zeitgenössischen Dichtern (D’Annunzio, Cordula Poletti). Im folgenden Beitrag, der sich auf Petrarca und Leopardi konzentriert, wird insbesondere gezeigt, wie die Auseinandersetzung mit dem Petrarca- Brief über die Besteigung des Berges Ventoux und dessen leider nur als Bruchstück überlieferte Übersetzung sowie die Übertragung von Leopardis L’Infinito jene Wendung vom »Werk des Gesichts« zum »Herz-Werk«, von den »Bildern« beziehungsweise der »geschautere[n] Welt« zum »Weltinnenraum«, von dem äußeren zum inneren Auge reflektieren, die der Dichter programmatisch im Gedicht Die Wendung zusammenfasste und in den Duineser Elegien vollendete.
Rilkes Duineser Wendung zum „Weltinnenraum“ durch Petrarcas Besteigung des Mont Ventoux und Leopardis „L’Infinito“
Polledri Elena
2022-01-01
Abstract
Die Tätigkeit Rilkes als Übersetzer aus dem Italienischen begann schon Ende des 19. Jahrhunderts. Neben Dante und Lorenzo de’ Medici übersetzt er auch zeitgenössische Dichter und Dichterinnen wie Lorenzo Stecchetti und Ada Negri. Die Auswahl scheint weniger durch einen etablierten Kanon als vielmehr durch die Wahlverwandtschaft bestimmt zu sein. Er übersetzt, was er seinem Herzen und seiner Poetik nah fühlt; Übersetzung und Dichtung stammen für ihn aus demselben Strom. Die "Wahlverwandtschaft" scheint auch für die Übertragungen aus dem Italienischen zu gelten, die durch den Duineser Aufenthalt 1911-1912 veranlasst wurden. Darunter sind Autoren und Autorinnen, die sehr unterschiedlich sind; Rilkes origineller Kanon der italienischen Literatur umfasst nämlich das Trecento (Jacopone da Todi, Petrarca, Cino da Pistoia), das Cinquecento (die Renaissance, Michelangelo, Torquato Tasso) neben dem Ottocento (Leopardi) und den zeitgenössischen Dichtern (D’Annunzio, Cordula Poletti). Im folgenden Beitrag, der sich auf Petrarca und Leopardi konzentriert, wird insbesondere gezeigt, wie die Auseinandersetzung mit dem Petrarca- Brief über die Besteigung des Berges Ventoux und dessen leider nur als Bruchstück überlieferte Übersetzung sowie die Übertragung von Leopardis L’Infinito jene Wendung vom »Werk des Gesichts« zum »Herz-Werk«, von den »Bildern« beziehungsweise der »geschautere[n] Welt« zum »Weltinnenraum«, von dem äußeren zum inneren Auge reflektieren, die der Dichter programmatisch im Gedicht Die Wendung zusammenfasste und in den Duineser Elegien vollendete.File | Dimensione | Formato | |
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